Der Gang zum Tempel der Hatschepsut und ein Aussteiger aus Spanien

Der Tempel der Grossen Hatschepsut

Zum zweiten und damit letzten Mal setzten wir ans westliche Nilufer ueber, um diesmal den bekannten Tempel Hatschepsuts, der Herrscherin beider Teile des alten Aegyptens, vor unsere Augen zu bekommen.

In der Mittagshitze zockelten wir also die drei Kilometer zum Tempeleingang, bewaffnet mit genuegend Wasser und dem Wissen, dass dies unser letzter pharaonischer Tempel fuer laengere Zeit bleiben wird. Begleitet wurden wir von hupenden Taxis, deren Fahrer nicht verstehen wollten, dass man auch zu Fuss gehen kann. Wir muerbe nach mehrern Neins zu ihrem Mitfahrangebot, wollten schon gar nichts mehr zu den Taxlern sagen. Dies funktioniert aber auch nicht, denn ablehnendes Schweigen wird nicht akzeptiert. Stattdessen unterbieten sie ihre Preisangebote staendig selber beim Nebenherfahren. So kommt man von ueber 30 Epound als ersten Fahrpreis nach ein paar Sekunden des Schweigens, ohne nur irgendwie zu verhandeln, auf 10 Epound. Das reichte dann und kopfschuettlend fuhren die Menschentransporteure weiter, um ihre Suche nach geldbringenden Touris fortzusetzen. Der gleiche Ablauf ist auch bei den grossen Souks/Basare oder bei den Einkaufsstrassen der Sehenswuerdigkeiten zu beobachten. Wenn man durchgeht und kein Interesse hat oder zeigt, wird der Preis sofort von selber gleich mal um 2/3 billiger. Seltsam, aber die Anfangspreise fuer Waren sind sowieso immer unverschaemt hoch angesetzt. Es wird halt immer vor lauter Profitgier probiert, die Menschen abzuzocken. Die, aber ob der unmoeglichen Verkaufsstrategie abgeschreckt, kaufen wahrscheinlich weniger, als wenn die Preise festgesetzt waeren oder sie wenigstens das Gefuehl bekommen nicht von Anfang an ausgenommen zu werden.

Den Fussmarsch also weiter fortsetzend, begegnete uns ein ca. 60-jaehriger untersetzter Mann mit einem Plastiksackerl und recht freundlichem Grinsen. Nach kurzem Gespraech stellte sich heraus, dass er ein Spanier aus dem Norden Iberiens ist, der sich hier am Westufer des Nils bei Luxor quasi zur Ruhe gesetzt hat. Er freute sich sehr ueber unser zufaelliges Treffen und lud uns zu sich auf einen Tee ein. Beim Teeschluerfen erfuhren wir, dass er schon 12 Jahre hier wohnt und Spanien den Ruecken zukehrte, da er nicht mehr in einer Schokoladenfabrik arbeiten wollte und mit seinem Ersparten dort sicher nicht lange auskommen koenne. So suchte er sich Aegypten mit seinem niedrigen Preisniveau aus. Lebt hier aber immer noch wie ein Fremder, der keine Kontakte zu den Aegyptern hat (er meinte, die wollen nur sein Geld und Freundschaft zu Fremden interessiert diese nicht wirklich), beim Einkaufen im Souk muss er noch immer hart verhandeln, weil er staendig uebervorteilt wird und  er kann nicht einmal wirklich arabisch sprechen. So wie es scheint lebt er eher ein Leben als Einsiedler in seiner pinkausgestrichenen Wohnung und man fragt sich, ob die Lebenserhaltungskosten wirklich das Ausschlaggebende fuer die Wahl des Wohnsitzes sein sollten.

Der Tee war ausgetrunken, wieer ausgeludelt und nach der Wohnungsbesichtigung setzten wir unseren Weg zum Tempel der Hatschepsut fort. Hatschepsut, die Tochter des Gottes Osiris, die als eine der wenigen weiblichen Pharaoninnen bekannt ist und Grosses volbracht hatte. Von Weitem sieht dieser, wie Joerg richtig bemerkte, eher wie eine schoenere Lawinengalerie aus, da die laenglichen Saeulenhallen auf mehreren Stockwerken direkt in die beigefarbene Felswand gebaut wurden. Doch beim Naeherkommen sind wir doch sehr beeindruckt, wie sehr diese 300 Meter hohen Felsklippen wunderbar mit dem Tempel harmonieren und ein stimmiges Ganzes, von schroffer Naturlandschaft und graziliem Bauwerk, ergeben. Ueber eine herrschaftlich breite Treppe erreicht man die verschiedenen Ebenen und die oberste Etage beinhaltet hinter dem Saeulenhof das Heiligtum des Gottes Amun. Viele der Abbildungen und Katuschen mit dem Namen der Regentin Hatschepsut wurden nach ihrem Tod von den Sandsteinwaenden geschlagen. Verdaechtigt wird einerseits Thutmosis III. (Hatschepsut war seine Stiefmutter und Tante!), der ihr Andenken durch seines ersetzen wollte oder andererseits spaetere Pharaonen, die keine weilbiche Linie bei den gottgleichen Herrschern zulassen wollten. Sei es wie es ist, ein wirklich sehenswerter Tempel und ein schoener Abschluss unserer altaegyptischen Reise durch das Tal des Nils.

Jetzt geht es auf nach Dahab am Roten Meer, wo ich die schoene Judith treffen werde und wir dort eine ruhige Woche am Meer verbringen werden

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Die Lawinwngalerie als Tempel
Die Lawinwngalerie als Tempel
Der Tempel der Grossen Hatschepsut
Der Tempel der Grossen Hatschepsut
Joerg und ich vor dem Tempel der weiblichen Pharaonin
Joerg und ich vor dem Tempel der weiblichen Pharaonin
Der Falke als Zugangswaechter
Der Falke als Zugangswaechter
Die weibliche Hatschepsut als maennlicher Pharao dargestellt
Die weibliche Hatschepsut als maennlicher Pharao dargestellt
Ein polnischer Restaurateur beim Hackeln
Ein polnischer Restaurateur beim Hackeln
Leute hasten aus der Nilfaehre
Leute hasten aus der Nilfaehre
Die Haeuser der Bewohner der pharaonischen Nekropole
Die Haeuser der Bewohner der pharaonischen Nekropole
Ich als Beduine?!
Ich als Beduine?!
Die Hauswand eines Mekka-Pilgers, der seine Reise dort verewigt hat
Die Hauswand eines Mekka-Pilgers, der seine Reise dort verewigt hat
Tal der Koenige mit Pope und koptischen Christen
Tal der Koenige mit Pope und koptischen Christen
Veröffentlicht am
Kategorisiert in Aegypten

4 Kommentare

  1. Hallo brüderchen!
    Agypten war wirklich toll und haben sehr viele Erinnerungen wach gerüttelt da unser Trip schon einige Jahre zurück liegt.
    laßt es euch am roten Meer gut gehen erholt euch dies Woche, damit ihr den daheimgebliebenen mit neuer Kraft und Tatendrang das nächste Land präsentiern könnt.
    Lg. die 5 Tolles aus Spittal

    P.s.: das Meer ist herrlich , vorallem die Fischenvielfallt die man auch ohne Taucherausrüstung sehr gut sehen kann.

  2. ja, da wär ich jetzt auch gern mit dir. stattdessen sitz ich krank in einem hotel in bonn und hoffe auf bessere zeiten. aber die kommen bestimmt. alles liebe, görbi

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