Bahir Dar, der erholsame Ort am Tana See war genau das richtige fuer unsere lahmen Knochen, um diese mal zu entspannen und seine Kraefte wieder auf Vordermann zu bringen.
Begonnen hat unser einwoechiger Aufenthalt allerdings, wie eigentlich immer, wenn wir ein neues Quartier in Aethiopien beziehen, mit einigen Aergernissen. Das zugewiesene Hotelzimmer erfuellte nicht die hygienischen Standards und an das vom Rezeptionisten so gelobte Duschen war nicht zu denken, da es einfach an Wasser – warm wie kalt – mangelte. Nach der Besichtigung von fuenf anderen Zimern, die alle in den oben beschriebenen Belangen aehnlich bis gleich waren, fanden wir nun endlich ein passendes. Der Preis wurde auch noch heruntergehandelt und so liess es sich hier im Hotel Ghion mit seinem schoenen beblumten Garten recht gut aushalten.
Der See mit seinen Inseln war immer ein ganz besonderer Ort fuer Aethiopien und seine Geschichte. So wurde hier die Heilige Bundeslade, waehrend des Ansturms der Muslime, versteckt und da Wasser in Aethiopien teilweise Mangelware ist, kommt diesen drittgroessten See Afrikas auch besondere Bedeutung zu. So ist es auch nicht verwunderlich, dass auf den Seeinseln einige der wichtigsten Kloester des Landes gebaut wurden, denen wir natuerlich einen Besuch abstatten wollten.
Mit Patrick, einen franzoesichen Hobbyfotografen, brachen wir mit einem Boot und Fahrer zu unserer Tour in den fruehen Morgenstunden auf. Die erste Insel Kebran, liessen wir allerdings links liegen, obwohl oder gerade diese den strengsten Besuchsregeln unterliegt. Auf dieser Insel ist der Zutritt fuer weibliche Wesen strengstens verboten. Dies gilt nicht nur fuer Frauen, nein auch fuer Tiere. So sind alle Tiere hier rein maennlich und vergnuegen sich auch maennlich miteinander. Da wir nicht dort waren, konnten wir auch nicht eruieren, ob die Floehe und Gelsen auch nur rein die maennliche Seite der Welt repraesentieren. Eigentlich sollten ja alle dort ausgestorben sein, denkt mann sich.
Unser erstes Ziel war also die Halbinsel Zeghie, etwa 1 Stunden Fahrzeit von Bahir Dar. Die Vegetation dieser Halbinsel ist aeusserst ueppig und artenreich. Sehr ueberrascht waren wir ueber das Vorhandensein von unzaehligen Kaffeestraeuchern, die nur so strahlten vor reifen roten Kaffeefruechten, da nun die Erntezeit begonnen hat. So sah man ueberall vor den Rundhuetten auf dem Boden, zum Trocknen ausgebreitet, diese Fruechte in der Sonne blitzen und spuerte den Geschmack des meist vorzueglich zubereiteten Kaffees schon auf seiner Zunge. Lange dauerte es auch nicht und wir wurden von unserem Bootslenker zu seiner Mutter eingeladen, um eine Kaffeezeremonie abzuhalten. Wichtig wie der Kaffee sind auch die Bienen, die man ueberall im Land antrifft. Gezogen werden diese in zylindrischen Koerben und der Honig wird z.B. mit Injera oder gleich roh mit teile der Waben verschlungen. Auch von den diesen Bienenkoerben konnten wir einige bei den Gehoeften sehen.
Hier in Zeghie besuchten wir das Kloster Uhra Kidane Megret mit seinen beruehmten Malerein zur Menschenfresser-Belay-Legende. Dieser, voellig verrueckt geworden, verspeiste seine gesamte Familie und, da er weiterhin noch vom Hunger geplagt wurde, auch vorbeikommende Menschen jeden Alters und jeder Geschmacksrichtung. Nur als ein armer Bettler an seine Tuer klopfte und um etwas Wasser im Namen der Heiligen Jungfrau Maria bat, erweichte sein Herz und er gab ihm die verlangte Gefaelligkeit. Dennoch frass er weiter Menschen und als er starb, wurden seine guten wie schlechten Taten aufgewogen. Die herbeieilenden schaulustigen Engel rechneten natuerlich mit einer klaren Ansage in Richtung „Ab mit ihm in die Hoelle!“. Die abgegebenen Wetten waren sehr einseitig. Aber denkste. Maria, die Guetige, erbarmte sich ob der guten Tat mit dem Bettler und liess ihren Schatten in das Wassergefaess des Bettlers fallen. Da das Wasser mit ihren Schatten darin um einiges schwerer wog als all die abgenagten Knochenreste der gefressenen Menschen, schlug die Waage in Richtung Himmel aus. Belay, der Menschenfresser kam in den Himmel und wird seine Ernaehrungsgewohnheiten wohl umgestellt haben.
Leider waren die Kirchen und Kloester wieder einmal mit rotem Teppichen ausgelegt und so das beste Biotop fuer die aus Lalibela bekannten Floehe. Die sich sogleich wieder auf uns stuerzten und unser Ferenji-Blut mit Genuss saugten.
Am vorletzten Tag unseres Aufenthalts in Bahir Dar besuchten wir die ca. eine halbe Stunde entfernten Nilfaelle. Der sogenannte Blaue Nil hat seinen Ursprung im Hochland von Aethiopien und faellt, nachdem der Tana See durchronnen wird, ueber einen steile Gelaendestufe tosend herab und weiter in Richtung Sudan und Aegypten. Der Fussmarsch war eingermassen beschwerlich, da sehr heiss und staubig. Noch dazu wurden wir von einem Jungen begleitet, der auf eine Art Geige mit nur einer Saite fuer uns Lieder zupfte und dazu sang. Das staendige „Markos, Markos“- oder „Gyorgis, Gyorgis“-Gestoehne wurde so mit einem braeh, braeh,braeh der einsaitigen Geige unterlegt. Nach Abkauf eines Pepsis zeigte er aber Gnade und wir konnten vorerst alleine weiterwandern. Allerdings nur fuer kurze Zeit, da man in Aethiopien nie alleine ist und staendig einer um einen rum ist.
Die Wasserfaelle sind allerdings beeindruckend, obwohl nicht mehr das ganze Wasser runterschiesst, da oberhalb ein Kraftwerk errichtet wurde und so ein Teil des Wassers zur Stromgewinnung zweckentfremdet wird. Allerdings wird erzaehlt, dass sollte eine grosse Touri-Gruppe auftauchen, das Kraftwerk abgestellt wird und so die ganze Pracht bewundert werden kann. Dies wuerde auch die haeufigen Stromausfaelle in Aethiopien erklaeren.
Sonst war unser Aufenthalt von viel Ruhe, Essen und Trinken gepraegt. Wir fuehlen uns, nach einen kurzen Aufenthalt in Addis Ababa, nun wieder fit fuer unser naechstes Reiseland Aegypten (hier werden wir den Nil auch weiter verfolgen, den Ursprung kennen wir ja jetzt).
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Hallo Brüderchen!
Hoffe dir geht es gut!
So ÄThiopien habt ihr nun hinter euch gelassen und begebt euch Nilaufwärts nach Ägypten. Nach euren Berichten muß Aethopien ein echt tolles Land sein, mit seinen meist freundlichen Menschen, die zwar nicht viel materielles haben jedoch mit ihrem Leben meist zufriedener sind als in unserer „zivilisierten “ Welt.Bei deinem Bericht von -5 Grad ohne ordendtlicher Kleidung wurde mir noch kälter und die Taschentücherfirma konnt wieder ein deutliches + im Monatsbuget schreiben da ich mit starken Husten und rinnender Nase vor dem Computer sitze.
freue mich schon auf die nächsten Berichte und Bilder( echt super).
gute Reise wünschen Andrea Bernd Manuel Alexander und Tobias